Pioniere des Fairen Handels

Paula Friedrich (rechts) und Marion Moser im Weltladen in Weinsberg
Foto: Berger, Mario

Die meisten Kunden im Weinsberger Weltladen kaufen Lebensmittel. Am besten gehen Tee, Kaffee und Schokolade. Die gehört auch zu den Lieblingsprodukten von Marion Moser. Die 32-Jährige ist ein Glücksfall für Paula Friedrich und ihre Mitstreiter.

"Ich möchte mich sinnvoll für meine Umwelt engagieren", sagt die Weinsbergerin.



In der Regel übernimmt die junge Frau die Schicht am Freitagnachmittag. "Unser Team besteht aus 13 Frauen und Männern", sagt Friedrich. Da muss jeder mindestens einmal in der Woche entweder von 9 bis 12.30 Uhr oder 14 bis 18 Uhr hinter dem Verkaufstresen stehen.

Ganz ähnlich wie in Weinsberg sieht es auch in Flein aus. Dort besteht das Team aus rund 20 Personen. Das Durchschnittsalter liegt etwa bei Mitte 60. Nachwuchs ist entsprechend jederzeit willkommen. "Gerade jetzt in der Corona-Zeit war es nicht immer einfach die Schichten mit zwei Personen zu besetzen", berichtet die Vorsitzende Dagmar Hauth. "Die Sorge vor einer Ansteckung, Urlaube oder Enkelalarm machen es nicht leichter", so die 66-Jährige. Doch in dem freundlichen Laden im Zentrum Fleins gibt es immer etwas zu tun - neue Ware muss ausgezeichnet werden, Geschenke wollen eingepackt werden.

Lesen Sie den vollständigen Bericht aus der Heilbronner Stimme.




Die neue CITYCARD

Die CityCard, der neue Einkaufsgutschein des Gewerbevereins für Neckarsulm, startet am 07.06.2021. Sie ist der Nachfolger auf die seitherigen vom Gewerbeverein herausgegebenen Gutscheine für die Neckarsulmer Kaufleute

Neben vielen anderen Geschäften und Betrieben wird auch der Weltladen Neckarsulm die Citycard als Zahlungsmittel akzepieren.

Davon unberührt können Sie aber weiterhin unseren bewährten "Fairen Gutschein" speziell für den Einkauf im Weltladen bei uns erwerben und damit lieben Mitmenschen eine Geschenk-Freude bereiten und mit den Produkten aus Fairem Handel bekannt machen.



Die Citycard Neckarsulm ist Teil des vom Gemeinderat verabschiedeten Zehn-Punkte-Plans zur Belebung der Neckarsulmer Gewerbelandschaft in der City und im ganzen Stadtgebiet nach dem langen Corona-Lockdown.

Oberstes Ziel der Citycard Neckarsulm ist die Stärkung der lokalen Gewerbetreibenden in den Bereichen Handel, Dienstleistungen und Gastronomie. Die Citycard Neckarsulm stellt ein zeitgemäßes Bezahl- und Gutscheinsystem dar. Kunden können in Zukunft die Citycard mit frei wählbarem Guthaben bis zu 200 Euro aufladen und für den Einkauf in den teilnehmenden Geschäften nutzen. Die Stadt fördert die Einführung mit einer Wirtschaftshilfe in Höhe von 25.000 Euro und wir möchten mit dieser Rabattierung der Gutscheine zur Verbreitung der neuen Citycard Neckarsulm beitragen.

Bonausktion zur Einführung der CityCard:

Ab einem Aufladebetrag von 20 EUR erhalten Sie einen Bonus von 5 EUR.
Ab 40 EUR Aufladung erhalten Sie sogar einen Bonus von 10 EUR.
Einkaufen in Neckarsulm lohnt sich also doppelt!

Mehr über die Citycard: welche Geschäfte diese akzeptieren und wo sie diese erwerben und aufladen können erfahren Sie auf der Internetseite des Gewerbevereins http://gv-neckarsulm.de/citycard-verkauf/




Weltladen Neckarsulm wird schulreif

Heute feiert unser Weltladen in Neckarsulm seinen sechsten Geburtstag - am 1 April 2015 wurde er mit Hilfe Obereisesheimer Patenschaft aus der Taufe gehoben!

Da Feiern im Moment nicht direkt angesagt ist, wollen wir doch dankbar anerkennen, was in den vergangengen sechs Jahren gewachsen ist. Unser ehrenamtlicher Mitarbeiterstamm ist neuerdings erfreulich gewachsen, so dass wir trotz widriger Rahmenbedingungen zuversichtlich in die Zukunft schauen können.

Allen unseren Stammkunden danken wir für ihre Treue und die Unterstützung des Gedankens vom Fairen Handel. Wir hoffen, euch weiterhin als zufriedene Weltladenfreunde begrüßen zu dürfen und freuen uns auf bessere Zeiten, wo wir auch mal wieder ein Faires Frühstück zusammen machen können und miteinander ins Gespräch kommen.

Allen Mitarbeitern wollen wir für ihren Einsatz herzlich danken und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.




Danke für Ihre Solidarität

Da dieses Jahr langsam dem Ende zugeht, ist es uns ein Bedürfnis, Ihnen als treue Kundinen und Kunden herzlich für Ihre Treue zu danken. Trotz der manigfachen Einschränkungen durch die Corona-Krise konnten wir duch Ihre Bestellungen über Internet oder Telefon so viel umsetzen, dass unsere laufenen Kosten gedeckt werden konnten.

Nutzen Sie diese Medien für die Warenbestellung auch jetzt, da wir bis auf weiteres geschlossen halten wollen.

Aber nicht nur uns ist damit gedient, sondern auch den vielen Kleinbauern und Handwerkern im Globalen Süden, die noch viel mehr unter dieser Pandemie leiden und daher besonders auf unsere Solidarität angewiesen sind.



Martin Lang, Fair-Handels-Berater beim Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB, beschreibt die Situation: „Werkstätten sind geschlossen, Ware kann nicht ausgeliefert werden und Ausgangssperren verhindern, dass Mitarbeitende zur Arbeit fahren. Vor allem kleinere Organisationen stehen vor dem Ruin. Einige haben Produktionsmittel verkauft, um die notleidende Belegschaft mit Lebensmitteln unterstützen zu können. Viele Lager sind leer und die Organisationen haben keine Mittel zur Beschaffung von Rohwaren, um die Produktion wieder aufnehmen zu können.“ 

Bei umfassenden Lockdowns wie in Indien wurde der internationale und landesweite Verkehr eingestellt und eine weitreichende Ausgangssperre verhängt. Dies führte zu gekappten Lieferketten, heimische und globale Absatzmärkte sind teilweise zusammengebrochen.

Mit der aktion #fairwertsteuer verstärken Weltläden und Kunden noch ihre internationale Solidarität. Dabei wird die Mehrwertsteuer-Absenkung nicht an die Kunden weitergegeben, sondern kommt über einen Fonds Fair-Handels-Produzenten im Globalen Süden zugute.

Die Aktion wird getragen von den teilnehmenden Weltläden, dem Weltladen-Dachverband, der FairHandels-Beratung, dem Forum Fairer Handel, der Lieferanten-Initiative (GEPA, GLOBO, El Puente, WeltPartner) und dem FAIR BAND.

Wir haben als Weltladen Neckarsulm mit 700 € zu diesem Solidaritätsfond beigetragen.

Bis zum 4. Dezember 2020 haben Weltläden und Einzelpersonen 142.000,- € für den Unterstützungsfonds aufgebracht. 125.100,- € konnten bereits an Handwerksproduzenten des Fairen Handels, die besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, überwiesen werden. „Der Bedarf an finanzieller Unterstützung ist nach wie vor enorm und die Initiatoren bitten um weitere Zuwendungen von Weltläden und Privatpersonen“ so Martin Lang, Mitglied des unabhängigen Vergabegremiums der aktion #fairwertsteuer.

Wenn auch Sie diese Aktion finanziell unterstützen wollen, können Sie dies wie folgt tun:

Kontoinhaber: Weltladen-Dachverband e.V.
IBAN: DE92 4306 0967 1084 4741 00
GLS Gemeinschaftsbank
Verwendungszweck: fairwertsteuer




„Mehrwert“ für den Fairen Handel

Vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 wird die Mehrwertsteuer auf 16 % bzw. 5% reduziert.

Da wir keinen eigenen Profit erwirtschaften, sondern uns in ehrenamtlicher Tätigkeit für die Belange des Fairen Handels engagieren, haben wir uns nach eingehender Diskussion dazu entschlossen, die Verkaufspreise nicht zu ändern und somit die Steuerreduzierung für das kommende halbe Jahr nicht an unsere Kunden weiter zu geben.



Die Nutzung der Steuerersparnis für die eigenen Läden soll eine wichtige Maßnahme zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation unserer Weltläden sein, die durch die Corona-Krise und die teilweise Schließung ebenfalls stark betroffen sind.

Da die Reduzierung nur relativ wenige ct. pro Produkt bedeutet und wir einen großen Aufwand hätten, unsere Preise innerhalb eines halben Jahres neu zu berechnen und auszuzeichnen (bei einem Kaffee für 8,50 € entspräche die Reduzierung 16 ct.), wir aber andererseits in den vergangenen Monaten durch unsere Ladenschließungen erhebliche Einbußen hatten, möchten wir um Verständnis dafür bitten, wenn wir die reduzierte MwSt. den Weltläden und seiner Projekte zu Gute kommen lassen wollen.




Öffnungszeiten ab Juli

Ab Juli 2020 haben wir unseren Weltladen Neckarsulm nur noch montags geschlossen.

Ansonsten ist wieder geöffnet

  • Dienstag bis Freitag durchgehend von     10 Uhr bis 18 Uhr
  • Samstag von 10 Uhr bis 13 Uhr

Der Weltladen Obereisesheim ist weiterhin zu den üblichen Öffnungszeiten (sh. Menü "Kontakt/Öffnungszeit ...") für Sie da.

Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie wieder bei uns in den beiden Weltläden begrüßen dürften!



Wir werden dabei die üblichen Vorsichtsmaßnahmen walten lassen:

  • nur 2 Kunden im Laden
  • Sicherheitsabstände von 1,5 - 2 Meter wahren
  • Spuckschutz vor der Verkaufstheke
  • Mundschutzmaske
  • regelmäßige Desinfektionsmaßnahmen

Unser Angebot eines Lieferdienstes innerhalb des Stadtgebietes Neckarsulm wollen wir weiterhin aufrecht erhalten. Kontaktieren Sie uns dazu telefonisch, per Mail oder über die Internetseite hier im Menü unter "Warenbestellung".




Ladenöffnung ab Mai

Endlich:
Der Weltladen Neckarsulm ist ab Dienstag, 5. Mai wieder teilweise geöffnet. Unser Öffnungsplan sieht vorläufig wie folgt aus:

Zur Wiedereröffnung gibt es selbst genähte Mundschutzmasken.
Jeder Kunde kann eine Maske für 5 Euro erwerben, solange der Vorrat reicht.


Der Weltladen Obereisesheim wird ab Montag, 4. Mai zu den früher üblichen Öffnungszeiten (sh. Menü "Kontakt/Öffnungszeit ...") für Sie da sein.


Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie wieder bei uns in den beiden Weltläden begrüßen dürften!



Wir werden dabei die üblichen Vorsichtsmaßnahmen walten lassen:

  • nur 2 Kunden im Laden
  • Sicherheitsabstände von 1,5 - 2 Meter wahren
  • Spuckschutz vor der Verkaufstheke
  • Mundschutzmaske
  • regelmäßige Desinfektionsmaßnahmen

Unser Angebot eines Lieferdienstes innerhalb des Stadtgebietes Neckarsulm wollen wir weiterhin aufrecht erhalten. Kontaktieren Sie uns dazu telefonisch, per Mail oder über die Internetseite hier im Menü unter "Warenbestellung".




Die Welt nach Corona

Bewohner applaudieren auf Balkonen ihrer Wohnungen in der Innenstadt von Mailand vorbeifahrenden Einsatzfahrzeugen, Aerzten und Sanitäter.
(c) imagoimages

Die Corona-Rückwärts-Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise "vorbei" ist.
Zu lesen in Zeiten der Reflektion.

Ein Text von Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher, Publizist und Visionär.



Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird”, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.

Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal:

Die Re-Gnose: Unsere Welt im Herbst 2020

Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor, sagen wir im September 2020. Wir sitzen in einem Straßencafe in einer Großstadt. Es ist warm, und auf der Strasse bewegen sich wieder Menschen. Bewegen sie sich anders? Ist alles so wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der Kaffee, wieder wie früher? Wie damals vor Corona?
Oder sogar besser?
Worüber werden wir uns rückblickend wundern?

Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre fühlten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen. Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte. Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.

Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher zunehmend vermissten, stieg an.

Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fussballspielen eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr, als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab. Wir wundern uns, warum das so ist.

Wir werden uns wundern, wie schnell sich plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser) stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv heraus. Lehrer lernten eine Menge über Internet-Teaching. Das Homeoffice wurde für Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich des Improvisierens und Zeit-Jonglierens, das damit verbunden ist.

Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance. Plötzlich erwischte man nicht nur den Anrufbeantworter, wenn man anrief, sondern real vorhandene Menschen. Das Virus brachte eine neue Kultur des Langtelefonieren ohne Second Screen hervor. Auch die »messages« selbst bekamen plötzlich eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln. Man hielt niemanden mehr hin. So entstand eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der Verbindlichkeit.

Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult.

Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze Trivial-Trash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein, er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend an Wert.
Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit erinnern? Die unendlich vielen Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich?

Krisen wirken vor allem dadurch, dass sie alte Phänomene auflösen, über-flüssig machen…
Zynismus, diese lässige Art, sich die Welt durch Abwertung vom Leibe zu halten, war plötzlich reichlich out.
Die Übertreibungs-Angst-Hysterie in den Medien hielt sich, nach einem kurzen ersten Ausbruch, in Grenzen.

Nebenbei erreichte auch die unendliche Flut grausamster Krimi-Serien ihren Tipping Point.

Wir werden uns wundern, dass schließlich doch schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Dadurch wurden die Todesraten gesenkt und Corona wurde zu einem Virus, mit dem wir eben umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren: Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende. Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen solidarisch und konstruktiv bleiben konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur begrenzt gewirkt.

Damit hat sich das Verhältnis zwischen Technologie und Kultur verschoben. Vor der Krise schien Technologie das Allheilmittel, Träger aller Utopien. Kein Mensch – oder nur noch wenige Hartgesottene – glauben heute noch an die große digitale Erlösung. Der große Technik-Hype ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist der Mensch? Was sind wir füreinander?

Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist.

Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass so etwas wie »Zusammenbruch« tatsächlich passierte, der vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung und jedem staatlichen Eingriff beschworen wurde. Obwohl es einen »schwarzen April« gab, einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen pleitegingen, schrumpften oder in etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann.

Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft. Aber die Globale Just-in-Time-Produktion, mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie wird gerade demontiert und neu konfiguriert. Überall in den Produktionen und Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischenlager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen.

Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.

Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?

RE-Gnose: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprung

Warum wirkt diese Art der »Von-Vorne-Szenarios« so irritierend anders als eine klassische Prognose? Das hängt mit den spezifischen Eigenschaften unseres Zukunfts-Sinns zusammen. Wenn wir »in die Zukunft« schauen, sehen wir ja meistens nur die Gefahren und Probleme »auf uns zukommen«, die sich zu unüberwindbaren Barrieren türmen. Wie eine Lokomotive aus dem Tunnel, die uns überfährt. Diese Angst-Barriere trennt uns von der Zukunft. Deshalb sind Horror-Zukünfte immer am Einfachsten darzustellen.

Re-Gnosen bilden hingegen eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein »Future Mind« – Zukunfts-Bewusstheit.

Wenn man das richtig macht, entsteht so etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der Lage, nicht nur die äußeren »Events«, sondern auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren.

Das fühlt sich schon ganz anders an als eine Prognose, die in ihrem apodiktischen Charakter immer etwas Totes, Steriles hat. Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört.

Wir alle kennen das Gefühl der geglückten Angstüberwindung. Wenn wir für eine Behandlung zum Zahnarzt gehen, sind wir schon lange vorher besorgt. Wir verlieren auf dem Zahnarztstuhl die Kontrolle und das schmerzt, bevor es überhaupt wehtut. In der Antizipation dieses Gefühls steigern wir uns in Ängste hinein, die uns völlig überwältigen können. Wenn wir dann allerdings die Prozedur überstanden haben, kommt es zum Coping-Gefühl: Die Welt wirkt wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang.

Coping heißt: bewältigen. Neurobiologisch wird dabei das Angst-Adrenalin durch Dopamin ersetzt, eine Art körpereigener Zukunfts-Droge. Während uns Adrenalin zu Flucht oder Kampf anleitet (was auf dem Zahnarztstuhl nicht so richtig produktiv ist, ebenso wenig wie beim Kampf gegen Corona), öffnet Dopamin unsere Hirnsynapsen: Wir sind gespannt auf das Kommende, neugierig, vorausschauend. Wenn wir einen gesunden Dopamin-Spiegel haben, schmieden wir Pläne, haben Visionen, die uns in die vorausschauende Handlung bringen.

Erstaunlicherweise machen viele in der Corona-Krise genau diese Erfahrung. Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere Kraft. Die Welt »endet«, aber in der Erfahrung, dass wir immer noch da sind, entsteht eine Art Neu-Sein im Inneren.

Mitten im Shut-Down der Zivilisation laufen wir durch Wälder oder Parks, oder über fast leere Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern ein Neuanfang.

So erweist sich: Wandel beginnt als verändertes Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen und Welt-Verbindungen. Dabei ist es manchmal gerade der Bruch mit den Routinen, dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit, dass alles ganz anders sein könnte – auch im Besseren.

Vielleicht werden wir uns sogar wundern, dass Trump im November abgewählt wird. Die AFD zeigt ernsthafte Zerfransens-Erscheinungen, weil eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer Corona-Welt passt. In der Corona-Krise wurde deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben. Wenn es ernst wird, wird das Destruktive deutlich, das im Populismus wohnt.

Politik in ihrem Ur-Sinne als Formung gesellschaftlicher Verantwortlichkeiten bekam in dieser Krise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue Legitimität. Gerade weil sie »autoritär« handeln musste, schuf Politik Vertrauen ins Gesellschaftliche. Auch die Wissenschaft hat in der Bewährungskrise eine erstaunliche Renaissance erlebt. Virologen und Epidemiologen wurden zu Medienstars, aber auch »futuristische« Philosophen, Soziologen, Psychologen, Anthropologen, die vorher eher am Rande der polarisierten Debatten standen, bekamen wieder Stimme und Gewicht.

Fake News hingegen verloren rapide an Marktwert. Auch Verschwörungstheorien wirkten plötzlich wie Ladenhüter, obwohl sie wie saures Bier angeboten wurden.

Ein Virus als Evolutionsbeschleuniger

Tiefe Krisen weisen obendrein auf ein weiteres Grundprinzip des Wandels hin: Die Trend-Gegentrend-Synthese.

Die neue Welt nach Corona – oder besser mit Corona – entsteht aus der Disruption des Megatrends Konnektivität. Politisch-ökonomisch wird dieses Phänomen auch »Globalisierung« genannt. Die Unterbrechung der Konnektivität – durch Grenzschließungen, Separationen, Abschottungen, Quarantänen – führt aber nicht zu einem Abschaffen der Verbindungen. Sondern zu einer Neuorganisation der Konnektome, die unsere Welt zusammenhalten und in die Zukunft tragen. Es kommt zu einem Phasensprung der sozio-ökonomischen Systeme.

Die kommende Welt wird Distanz wieder schätzen – und gerade dadurch Verbundenheit qualitativer gestalten. Autonomie und Abhängigkeit, Öffnung und Schließung, werden neu ausbalanciert. Dadurch kann die Welt komplexer, zugleich aber auch stabiler werden. Diese Umformung ist weitgehend ein blinder evolutionärer Prozess – weil das eine scheitert, setzt sich das Neue, überlebensfähig, durch. Das macht einen zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen inneren Sinn: Zukunftsfähig ist das, was die Paradoxien auf einer neuen Ebene verbindet.

Dieser Prozess der Komplexierung – nicht zu verwechseln mit Komplizierung – kann aber auch von Menschen bewusst gestaltet werden. Diejenigen, die das können, die die Sprache der kommenden Komplexität sprechen, werden die Führer von Morgen sein. Die werdenden Hoffnungsträger. Die kommenden Gretas.

„Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.”

Slavo Zizek im Höhepunkt der Coronakrise Mitte März

Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ, das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen. Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO&sub2;-Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen.

Wenn das Virus so etwas kann – können wir das womöglich auch? Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt.

Aber sie kann sich neu erfinden.
System reset.
Cool down!
Musik auf den Balkonen!

So geht Zukunft.


Hinweis: Dieser Text ist frei abdruckbar mit dem Hinweis: www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de.




Leider ...

Zum Schutz unserer Kund*innen und Mitarbeiter*innen  vor dem Coronavirus ist unser Weltladen derzeit leider geschlossen.

Dennoch können Sie weiterhin fair gehandelte Produkte  kaufen und uns sowie unsere Handelspartner weltweit in  dieser schwierigen Situation unterstützen. Dafür bieten  wir Ihnen innerhalb des Stadtgebietes Neckarsulm einen LIEFERDIENST! an (Details sh. "weiterlesen").



Sie können bestellen:

im Weltladen Neckarsulm

im Weltladen Obereisesheim

Wir setzen uns dann mit Ihnen in Verbindung und klären Liefertermin und Zahlungsmodalitäten.

Die Auslieferung erfolgt durch unser ehrenamtliches Team vorwiegend per Fahrrad.

Wir hoffen, Ihnen bald wieder persönlich wie gewohnt zur Verfügung zu stehen.

Machen Sie mit – Fairer Handel verbindet!


Hier noch eine Stellungnahme des Weltladen-Dachverbandes für weitergehend Interessierte:

Weltladen-Dachverband
startet aktion #fairsorgung

Aktion soll den Warenfluss fair
gehandelter Produkte gewährleisten und Existenzen sichern

Mainz. Gemeinsam mit rund 30 Lieferanten des Fairen Handels hat
der Weltladen-Dach-verband heute die aktion #fairsorgung
gestartet. Ziel der Aktion ist es, die schlimmsten wirt-schaftlichen Auswirkungen
der Coronakrise auf alle Partner des Fairen Handels abzumildern und die Versorgung
der Bevölkerung mit fair gehandelten Produkten zu gewährleisten.

Um dieses Ziel zu erreichen, weist der
Weltladen-Dachverband Verbraucher*innen auf die vielfältigen Bestell- und
Lieferwege hin, die Weltläden in vielen Städten angesichts der Coronakrise entwickelt
haben. Dazu zählt auch der Kauf von Gutscheinen, der Weltläden in der aktuellen
Situation Einnahmen sichert.

Für die Kund*innen, für die dieses lokale Angebot nicht verfügbar oder nicht passend ist, bietet die aktion #fairsorgung eine Online-Komponente. Mit einer breit angelegten Kampagne sollen bestehende, aber auch Neukund*innen für das vielfältige Angebot der Fair-Handels-Unternehmen gewonnen werden. Über den Link www.aktion-fairsorgung.de gelangen die Kund*innen zu den Online-Shops der anerkannten Weltladen-Lieferanten, die besonders hohe Standards erfüllen und die als gesamtes Unternehmen ausschließlich fair gehandelte Waren vertreiben. Einen Teil der Umsätze leiten die Lieferanten an die Weltläden weiter, so dass diese trotz Schließung oder reduzierten Öffnungszeiten einen Beitrag zur Deckung ihrer laufenden Kosten erhalten.

Dauer und Verlauf der Krise sind derzeit nicht abzuschätzen.
Es ist jedoch absehbar, dass alle an der Lieferkette beteiligten Akteure -
Produzent*innen, Importeure und die Weltläden als Fachgeschäfte des Fairen
Handels - wirtschaftliche Einbußen zu verzeichnen haben werden. Kleinbäuer*innen
und Kleinproduzent*innen weltweit, die Kaffee, Tee, Reis und viele weitere
Produkte unseres täglichen Bedarfs herstellen, haben bereits jetzt mit
dramatischen Umsatz-einbußen wegen der Coronakrise zu kämpfen. Die aktion
#fairsorgung soll durch einen funktionierenden Weiterverkauf der Waren an die
Endkund*innen einen Beitrag dazu leisten, den Absatz der produzierten Waren und
somit die Existenzen der Produzent*innen zu sichern.

„Der Faire Handel ist eine weltweite, solidarische
Bewegung, die von gegenseitiger Unter-stützung lebt,“ so Steffen Weber,
Geschäftsführer des Weltladen-Dachverbandes in Mainz. Deswegen sei es für die
Weltladen-Bewegung selbstverständlich, mit Maßnahmen wie der aktion
#fairsorgung einen Beitrag zur Existenzsicherung für die Handelspartner
weltweit zu leisten, aber auch für das Überleben der 100%-Fair-Lieferanten
sowie der Weltläden als ihren Partnern.

Der Weltladen-Dachverband appelliert an alle Weltladen-Kund*innen, ihren Fachgeschäften für Fairen Handel auch in diesen schwierigen Zeiten die Treue zu halten, damit sie nach Bewältigung der Krise wieder den Einkauf in ihrem Weltladen genießen können. Die Adressen der mehr als 900 Weltläden in Deutschland sind unter www.weltladen.de abrufbar. Weitere Informationen: www.aktion-fairsorgung.de

Kontakt:

Weltladen-Dachverband, Steffen Weber,
Tel.: 06131/68 907-89; s.weber@weltladen.de




Ehrenamtspreis für Weltladenteam

Bild: Neckarsulmer Journal vom 12.12.2019

In der Musikschule zeichnete Oberbürgermeister Steffen Hertwig 15 Personen und zwei Gruppen, die sich mindestens zehn Jahre in vorbildlicher Weise ehrenamtlich engagieren, mit dem Ehrenamtspreis aus.

Mit dabei: Anja Sommerlatt-Schäfer und ihr Weltladenteam von Obereisesheim, die heuer ihr 30-jähriges Jubiläum feiern durften.



Bei der Feierstunde am 5. Dezember, dem internationalen Tag des Ehrenamts, sagte Steffen Hertwick: "Die Möglichkeit, durch freiwilliges Engagement die Gesellschaft mitgestalten zu können, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie. Das stärkt unsere Stadtgesellschaft und trägt entscheidend zu unserer hohen Lebensqualität bei".

Lesen Sie weiter den zusammengestellten Bericht des Neckarsulmer Journals vom 12.12.2019